
Lateinamerika gilt als offene und lebensfreudige Region, die Menschen sind herzlich und AusländerInnen gegenüber aufgeschlossen. Gleichzeitig ruft die hohe Kriminalitätsrate in der Region Bedenken vor Dienstreisen oder einem längeren Auslandseinsatz hervor.
Damit es gar nicht erst bedingt durch negative Erlebnisse und Erfahrungen zu Frustration oder gar den Abbruch einer Auslandstätigkeit kommt, empfehlen wir eine entsprechende Vorbereitung nicht nur zu interkulturellen Themen, sondern auch gezielt im Bereich der Sicherheit vor Ort.Die TeilnehmerInnen entwickeln ein Bewusstsein und ein gewisses Bauchgefühl, das dabei hilft, ein angemessenes Maß an Vorsicht walten zu lassen, Situationen besser einschätzen zu können und den Auslandseinsatz in Lateinamerika als das zu sehen, was er ist – eine große Bereicherung.
Im Folgenden berichtet Maria-Sophie Oser über ihre Erfahrungen in Lima und Bogotá
Ortswechsel: Für ein Jahr in die Hauptstadt Perus
„Pass gut auf dich auf. Geh keine unnötigen Risiken ein. Und lass immer wieder etwas von dir hören, damit wir wissen, dass es dir gut geht. Wir wollen dich doch heil und unversehrt wieder zurück.“Die Besorgnis sprach aus den Augen meiner Eltern und Geschwister, als wir uns im August 2012 am Flughafen voneinander verabschiedeten. Für die Dauer eines Jahres tauschte ich mein Zuhause – ein kleines Städtchen inmitten von Weinbergen, wo jeder jeden kennt und man auch noch spät abends völlig unbesorgt spazieren gehen kann – gegen die quicklebendige, bisweilen chaotische und ins Unendliche wachsende Hauptstadt Perus ein. Im wohl bekanntesten Werk des peruanischen Essayisten Sebastián Salazar Bondy erhält Lima den Beinamen „la horrible“, die Schreckliche, und auch Herman Melville errichtet ihr in seinem Roman Moby Dick ein recht unrühmliches literarisches Denkmal. Lima sei „die traurigste und seltsamste Stadt, die man sich vorstellen kann“. Die Welt der Bücher und auch die Mahnungen meiner Eltern zur Vorsicht zeichnen also ein eher negatives Bild der Andenhauptstadt. Zu Recht? Aus meiner heutiger Perspektive, nachdem ich Lima mittlerweile schon zum zweiten Mal besucht habe, lautet mein Urteil ganz klar: Nein! Lima verdient eine Aufwertung der allgemeinen Meinung über sie und die Ängste über die Sicherheitslage vor Ort eine Relativierung ohne rosarote Brille.
Wenn schon Schubladen, dann ganz, ganz viele.
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